Zum Europatag 9. Mai konnte der KV Aschaffenburg der Europa Union mit Oberst a.D. Georg Oel ein Mitglied aus den eigenen Reihen gewinnen für ein Referat zum hochbrisanten Thema „Die Verteidigung Europas und die Rolle Deutschlands“.
Georg Oel war bis zum Herbst des letzten Jahres Kommandeur des Landeskommandos Thüringen der Bundeswehr und in dieser Rolle mit den komplexen Herausforderungen der Landesverteidigung befasst, für die militärischen Kräfte ebenso wie für die Organe des Zivilschutzes.
Der Einladung der Europa Union folgend kamen etwa 25 interessierte Personen in das VHS-Haus am Schlossplatz.

Grußwort von Niklas Wagener, MdB
Niklas Wagener, Mitglied der Europa Union AB sowie des alten und des neuen Bundestages und in den Verteidigungsausschuss wiedergewählt, skizzierte in seinem beeindruckenden, ausführlichen Grußwort die brisante weltpolitische Lage vor dem Hintergrund des russischen Überfalls auf die Ukraine und eines amerikanischen Präsidenten, an dessen Bündnistreue in der NATO erhebliche Zweifel bestehen.
Die Brücke zum Europatag schlug Gerhard Luber, Stv. Vorsitzender der Europa Union Aschaffenburg. Am 9. Mai 1950 äußerte der damalige französische Außenminister Robert Schuman erstmals einen, vielleicht DEN für die Einigung Europas entscheidenden Gedanken. Gerade eben fünf Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs sollte ein vereintes Europa nämlich daraus erwachsen, dass die Gesamtheit der französisch-deutschen Kohle- und Stahlproduktion einer gemeinsamen Hohen Behörde unterstellt wird, so dass – in Schumans genialer Überlegung – „jeder Krieg zwischen Frankreich und Deutschland nicht nur undenkbar, sondern materiell unmöglich wird.“ Der Beitritt zu dieser zunächst wirtschaftlichen Organisation sollte den anderen europäischen Staaten offenstehen.

Gerhard Luber und Georg Oel im Gespräch
Im Hauptvortrag veranschaulichte Georg Oel zunächst Russlands aggressive, imperialistische Grundhaltung. Konkrete Beispiele stehen für die multiple Bedrohungslage Deutschlands und Europas, die sich in Desinformation/Fake News, Cyberangriffen, Sabotage, gewaltsamen Demonstrationen, nicht zuletzt in massiven Angriffen auf kritische Infrastruktur manifestiert.
Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine brachte die NATO zu einem strategischen Gesamtkonzept mit multinationalen Kampfgruppen an der Ostflanke der NATO – in Litauen unter der Führung Deutschlands – und hatte auch den NATO-Beitritt Finnlands und Schwedens zur Folge.
Bei uns in Deutschland hält Georg Oel ein Umdenken in unserer Gesellschaft für absolut notwendig. Dieses müsse mit einer gesteigerten Resilienz und Einsicht in die Notwendigkeit militärischer und ziviler Verteidigungsfähigkeit und -bereitschaft einhergehen. Auch die Frage nach der Wiedereinführung eines allgemeinen Wehrdiensts oder eines anderen verpflichtenden Dienstes an der Gesellschaft in Deutschland steht in diesem Kontext.

Veranstalter v. links:
Maili Wagner [Europa Union AB], Georg Fath [Europa Union AB], Marjorie Pieralisi [JEF Aschaffenburg], Katja Fröhlich [VHS], Georg Oel [Europa Union KV Hammelburg], Dominik Schumbert [JEF AB], Gerhard Luber [Europa Union AB], Simone Holt [VHS]
In einer angeregten, von wechselseitigem Respekt für unterschiedliche Standpunkte geprägten Diskussion endete eine intensive, rund zweieinhalb Stunden dauernde Veranstaltung.