Das dritte Aschaffenburger Schülerforum „Europa im Gespräch“ fand am 8. Mai 2018 in der Maria-Ward-Schule vor ca. 250 Schülerinnen und Schülern aus der Stadt und dem Landkreis Aschaffenburg statt.
Nach den Grußworten durch den Schulleiter des Gymnasiums OStD Kai Arne Richter und Oberbürgermeister Klaus Herzog wurden die Podiumsteilnehmer durch Miriam Bergmann und Livia Erfurt, den beiden Moderatorinnen des Maria-Ward-Gymnasiums, vorgestellt. Sie hatten sich hervorragend zusammen mit Anika Bayer, Lina Schmitt und Zoe Reiter sowie ihrer sehr engagierten Lehrerin Anna Schreiber auf die Veranstaltung vorbereitet. Mit einem beeindruckenden Fachwissen moderierten sie die spannende, informative und unterhaltsame Podiumsdiskussion mit Ursula Schleicher, der ehemaligen Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, MdEP Kerstin Westphal/SPD, MdL Judith Gerlach/CSU, MdB Karsten Klein/FDP, Stefan Wagener/Bündnis 90/Die Grünen, Margarete Hofmann, Direktorin Politik beim Europäischen Betrugsbekämpfungsamt OLAF in Brüssel, Matthias Reusing, Europäische Kommission Generaldirektion Internationale Zusammenarbeit und Entwicklung sowie dem Schweizer Robin Mudry, Landesvorsitzender der überparteilichen „Jungen Europäischen Föderalisten Bayern“, der Jugendorganisation der Europa-Union Bayern.
Zu der Eingangsfrage an alle Podiumsteilnehmer, wie sie die EU im Jahr 2030 sehen, gab es ein breites Spektrum unterschiedlicher Einschätzungen: von weiteren positiven Entwicklungen bis zu einem völligen Zerfall. Zum Umgang mit rechtspopulistischen Strömungen war man sich einig, dass jeder Europäer gefordert ist, Zivilcourage zu zeigen. Mitterand wurde mit der Aussage zitiert: „Nationalismus bedeutet Krieg“. Auch muss man der Spaltung der Gesellschaft durch klare Ansagen der verantwortlichen Politiker entgegentreten. Zu einem Europa der unterschiedlichen Geschwindigkeiten gab es differenzierte Meinungen, im Gegensatz zu einem gemeinsamen Militär der EU-Mitgliedstaaten.
Von den Politikern kam die klare Aussage, dass sie auf das Fachwissen der Lobbyisten bei der Gesetzgebung angewiesen sind, um vernünftige EU-Regeln zu schaffen. Von Bedeutung ist auch der Ausbau der Lobbyregister in allen EU-Institutionen. MEP Kerstin Westphal hob hervor, dass hier die EU wesentlich weiter ist als die Bundesregierung. Sie setzt sich auch für ein soziales und starkes Europa ein und kämpft für Mindestlöhne sowie ArbeitnehmerInnenrechte in Europa. Ursula Schleicher fand es sehr bedauerlich, dass das Bundesverfassungsgericht das Europäische Parlament nicht als demokratisches Institut anerkannte und die 3 % Hürde ablehnte. Damit wurde kleinen nationalistischen Gruppierungen der Weg ins Europäische Parlament geebnet. Bei den EU-Bürgerinitiativen wünschte man sich einfachere Regelungen, damit direkt aus der Bevölkerung neue Gesetzesvorschläge unterbreitet werden können. Beanstandet wurde auch das Trilog-Verfahren, bei dem in letzter Zeit etliche Gesetze an dem normalen EU-Mitentscheidungsverfahren vorbei geschleust wurden.
Für die wunderbare musikalische Umrahmung sorgten das Schulorchester unter der Leitung von Annette Schupp und die Stomp-Gruppe von Daniela Karl. Die anspruchsvolle Veranstaltung endete mit der Europa-Hymne in einer interessanten Interpretation des Kunstlehrers Werner Kiesel am Klavier und der Gewissheit, dass Europa wieder viele Fürsprecher gefunden hat.
Auf amüsante Einladung von Schülern des Friedrich-Dessauer-Gymnasiums wird das vierte Aschaffenburger Schülerforum am anderen Mainufer in der Europawoche Anfang Mai 2019 stattfinden.
Bereits im Vorfeld hatten Schülerinnen der Realschulklasse IX C unter der Leitung von Studienrätin Alexandra Arz ein Buffet aufgebaut und sich um das leibliche Wohl der Gäste gekümmert.
Dieter Schornick