„Surf on, Europe! A Promise of Freedom“ – das ist der Titel eines europapolitischen Dokumentarfilms von Constantin Gross und Lukas Steinbrecher, der am 7. Oktober 2024 im Casino-Kino Aschaffenburg lief. Das Bildungsbüro der Stadt Aschaffenburg hatte im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Lange Nacht der Demokratie“ zu der Vorstellung eingeladen und für die Moderation des Abends die Europa-Union Aschaffenburg e.V. mit ins Boot geholt. Insgesamt 25 Gäste waren der Einladung gefolgt.
Der Streifen kann durchaus als Weckruf verstanden werden: „Surf on!“ Vorwärts, Europa! Mach weiter in deinen Bemühungen um ein Leben in Menschenwürde, Frieden und Freiheit für alle, die sich dafür entscheiden. Dazu ruft die Geschichte der drei im Film beschriebenen Französinnen auf, die in Biarritz das erste LGBTQ-freundliche Surf-Festival Europas organisieren, gegen alle sexistischen Klischees, die im Wellensport zuhause sind.
Darauf will auch die Story von Rosy hinaus: Der Surfboard-Shaper im nordirischen Derry erfüllt sich mit seiner eigenen Werkstatt nicht nur einen Lebenstraum, vielmehr hat ihm das Surfen über die Belastungen durch den Bürgerkrieg in seiner Heimat hinweggeholfen – das Kernanliegen der europäischen Gemeinschaft leuchtet auf: Nie wieder Krieg auf unserem Kontinent!
Majid schließlich, der Protagonist des dritten Handlungsstrangs im Film, stammt aus Marokko. Er ist Surflehrer an der spanischen Mittelmeerküste und möchte als Pendler zwischen den Welten seine Familie nach Europa holen. Dabei gerät er in das Urwalddickicht der europäischen Bürokratie – hier ruft der Film eher: Entwickle dich, Europa! Öffne dich für die Gutwilligen, die an deiner Freiheit Anteil haben wollen!
All diese schwierigen, aber eben auch hoffnungsfrohen und zukunftsweisenden Lebenslinien der Surf-Begeisterten hüllt der Film in beeindruckende Bilder: Mit staunenswerter Virtuosität folgt die Kamera den Surfern auf ihren atemberaubenden Wegen über gewaltige Wellenberge und unter angsteinflößenden Schaumkronen hindurch – große Naturbilder für die große Hoffnung auf ein friedliches, menschliches Zusammenleben in Europa.
Zu Beginn des Abends hatte Maili Wagner, die stellvertretende Vorsitzende der Europa-Union Aschaffenburg, die Gäste begrüßt, in das Thema des Films eingeführt und auf die vielfältigen Aktivitäten der Europa-Union hingewiesen. Nach der Vorführung regte sie die Besucher zu einem Gedankenaustausch an, in dem die Impulse des Films vertieft werden konnten. So endete der Abend im guten, einvernehmlichen Gespräch – geradezu vorbildhaft nicht nur für die Akteure in Brüssel und Straßburg.
Gerhard Luber